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Herstellung von Ersatzbrennstoffen: Ein Gespräch mit Benedikt Gerbrand im Industrie-Recycling-Zentrum Bramsche

27.05.2025

Die stoffliche Verwertung und das Recycling von Sonderabfällen ist inzwischen dank moderner Technologien in vielen Fällen möglich. Dennoch gibt es nach wie vor Abfallarten, die nicht in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden können. Neben der thermischen Verwertung in Sonderabfallverbrennungsanlagen können einige dieser Abfallarten aufgrund ihrer Zusammensetzung und analytischen Daten für die Herstellung von hochwertigen Ersatzbrennstoffen (EBS) genutzt werden. Viele pastöse, feste und flüssige Abfälle, deren Ausgangsstoffe beispielsweise Leim- und Klebemittel, Harze, Farben und Lacke sind, eignen sich sehr gut zu diesem Zweck und können – richtig aufbereitet – fossile Brennstoffe unter anderem in Zement-, Kalk- und Braunkohlekraftwerken sowie in Industriekraftwerken ersetzen. REMONDIS Industrie Service ist deutschlandweit einer der größten Hersteller von Ersatzbrennstoffen aus gefährlichen Abfällen und setzt im Industrie-Recycling-Zentrum in Bramsche neue Maßstäbe. Eine neue Anlage stellt die hohe Qualität der in Bramsche hergestellten Ersatzbrennstoffe sicher und schafft neue Verwertungswege.

Im Gespräch gibt Benedikt Gerbrand, Niederlassungsleitung im Industrie-Recycling-Zentrum, Einblicke in die Funktionsweise und beantwortet die wichtigsten Fragen zur neuen EBS-Anlage.


Bevor wir genauer auf die neue Ersatzbrennstoffanlage eingehen. Können Sie uns zunächst erklären, was Ersatzbrennstoffe (EBS) überhaupt sind?

Ersatzbrennstoffe, auch Sekundärbrennstoffe genannt, sind Materialien, die als Ersatz für fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas verwendet werden können. Dabei kommen sie hauptsächlich in Zementwerken oder Kraftwerken zum Einsatz. Sie werden aus Abfällen, die nicht anderweitig stofflich verwertet werden können, hergestellt. Durch die Substitution klassischer fossiler Energieträger werden einerseits natürliche Ressourcen geschont und andererseits der CO2-Ausstoß reduziert. Außerdem ist die energetische Verwertung von Abfällen in Form von EBS natürlich effizienter als deren herkömmliche Entsorgung. Somit bieten Ersatzbrennstoffe eine wichtige Möglichkeit zu mehr Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung und spielen eine zentrale Rolle für die Zementindustrie.

Wie genau funktioniert die Herstellung? Welche Anforderungen gelten an die eingesetzten Abfälle? Und warum spielt die Qualität bei Ersatzbrennstoffe eine zentrale Rolle? Mehr zum Thema EBS aus gefährlichen Abfällen lesen sie hier

Es gibt verschiedene Arten von Ersatzbrennstoffen. Welche Art stellen Sie in Bramsche her und welche Abfälle nutzen Sie dafür?

Im Industrie-Recycling-Zentrum in Bramsche steht vor allem die Herstellung fester Ersatzbrennstoffe im Fokus. Ausgangsstoffe dafür sind beispielsweise lösemittelhaltige Schlämme, Destillationsrückstände, Harze, Farben und Lacke, Dichtstoffe oder Leim- und Klebemittel. Wir beziehen diese Stoffe als gefährliche Abfälle von Industriestandorten aus ganz Deutschland sowie dem angrenzenden Ausland.

Die Ersatzbrennstoff-Herstellung startet dann mit der Zerkleinerung des gesamten Materials auf eine einheitliche Größe. Je nach Rezeptur konditionieren wir es dann mit geeigneten Aufsaugmitteln sowie organischen Stäuben zu einem rieselfähigen Gemisch. Mit der neu in Betrieb genommenen Anlage verfügen wir jetzt über zwei Mischanlagen, in denen je nach Einsatzzweck passende Qualitäten für die Zementwerke produziert werden können. Während in der bisherigen Anlage weiterhin lösemittelfreie Schlämme mit einer Körnung von bis zu 40 mm für den Calzinator eines Zementwerkes hergestellt werden, kann die neue Anlage, dank der Möglichkeit unter Inertbedingungen zu mischen, auch lösemittelhaltiges Material mit einem Flammpunkt kleiner 21°C produzieren. Durch die installierte Siebtechnik wird eine Körnung kleiner 10 mm sichergestellt, so dass dieser Brennstoff auch problemlos über den Hauptbrenner in Drehrohröfen der Zementwerke eingesetzt werden kann.

Seit Kurzem ist die neue EBS-Anlage am Standort in Bramsche in Betrieb. Bitte erklären Sie uns, wie die Anlage funktioniert.

Unsere neue Anlage automatisiert den Herstellungsprozess weitgehend. Nach der Anlieferung des Abfalls wird dieser mit Beschickungsbehältern durch ein Hub-Kipp-Gerät in die Anlage aufgegeben. In der Mischanlage herrschen inertisierte Bedingungen, also ein erhöhter Stickstoffgehalt bei einem Sauerstoffgehalt unter 5 Prozent. Dieses ist notwendig, um eine explosionsfähige Atmosphäre während der Konditionierung von hybriden Gemischen (Staub- Lösemittelgemisch) zu verhindern. Das aufbereitete Material wird anschließend auf eine Körnung von unter zehn Millimetern abgesiebt und mittels einer Verladestation auf Schubboden-Auflieger verladen.  Der hergestellte Brennstoff wird noch einmal beprobt und im werkseigenen Labor auf die geforderten Richt- und Grenzwerte hin überprüft. Generell unterliegt jeder Produktionsschritt, insbesondere im Abfalleingang, bei uns strengen Kontrollen, damit dauerhaft eine hohe und konstante Qualität gewährleistet ist.

Neben rieselfähigen Feststoffen bietet REMONDIS Industrie Service auch die Herstellung und Bereitstellung flüssiger Ersatzbrennstoffe an – abgestimmt auf individuelle Anforderungen der Industrie. Mehr zur > Herstellung von Ersatzbrennstoffe erfahren.

Es gibt viele Anlagen, die gefährliche Abfälle verwerten und auch einige bereits bestehende Ersatzbrennstoffanlagen. Was macht Ihre Anlage in Bramsche so besonders?

Zunächst einmal ist die Anlage eine Eigenentwicklung, was sie entsprechend einzigartig macht. Unsere EBS-Anlage ist vermutlich eine der wenigen auf der Welt, in der hybride Gemische aus Stoffen in unterschiedlichen Konsistenzen konditioniert werden. Die durchgehende Überwachung aller Prozesse und umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen schaffen dabei hohe Sicherheitsstandards. Außerdem kann die Anlage auch Abfälle mit niedrigem Flammpunkt verarbeiten, wodurch wir einen neuen Verwertungsweg für diesen Stoffstrom geschaffen haben. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die sehr feine und effektive Absiebung, die die Qualität der im Industrie-Recycling-Zentrum-Bramsche hergestellten Ersatzbrennstoffe auf ein neues Niveau hebt.

Der Standort Bramsche ist Anlaufstelle für viele gefährliche Abfälle und leistet einen erheblichen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. Dafür investiert REMONDIS Industrie Service viel in Forschung und Entwicklung, auch durch die Inbetriebnahme der neuen Ersatzbrennstoff-Anlage. Wieso ist diese Anlage so wichtig für den Standort in Bramsche?

Die Anlage ist nicht nur wichtig für unseren Standort in Bramsche, sondern für die gesamte REMONDIS Industrie Service. Die Entwicklung und Umsetzung solcher innovativer Verfahren ist eines unserer Hauptziele, um die Verwertungswege von gefährlichen Abfällen immer weiter zu optimieren. Durch die Investition in hochmoderne Behandlungsanlagen wie in Bramsche, gestalten wir die Zukunft aktiv mit. Wir erweitern unsere Möglichkeiten, weitere Sonderabfälle einer Verwertung zuzuführen, um die Umwelt bestmöglich zu entlasten. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Ressourcen- und Umweltschutz. 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Gerbrand!

REMONDIS Industrie Service Recycling-Zentrum Bramsche

REMONDIS Industrie Service verfolgt das Ziel, alle Abfallarten – einschließlich gefährlicher Stoffe wie Öl, Lösungsmittel und andere Chemikalien, optimal zu verwerten. Als Teil eines umfangreichen Netzwerks von Standorten, die sich auf die Entsorgung und das Recycling von gefährlichen Abfällen spezialisiert haben, spielt das Industrie-Recycling-Zentrum Bramsche eine wichtige Rolle. An einem der größten und vielseitigsten Standorte der REMONDIS Industrie Service werden zahlreiche Stoffströme behandelt und verwertet. Neben der Herstellung von Ersatzbrennstoffen ist das spezialisierte Recycling von Aerosoldosen ein wichtiges Beispiel. In Bramsche werden volle, teilgefüllte und leere Dosen sortiert, von Verunreinigungen befreit und in verschiedene Materialströme aufgeteilt, die dann weiterverarbeitet werden – ein Beispiel für die gelungene Kreislaufführung von gefährlichen Abfällen. Benedikt Gerbrand bildet zusammen mit Regionalleiter Christian Deing die Niederlassungsleitung am Standort in Bramsche. Eine moderne Arbeitskultur, die Teamgeist und Zusammengehörigkeitsgefühl fördert, steht dabei im Fokus. Der Standort hat bereits mehrere Auszeichnungen erhalten, darunter den Niedersächsischen Sozialpreis für besonderes Engagement im Bereich Inklusion. Zudem wurde der Standort 2022 mit dem Zertifikat „Zukunftsfest“ des Landes Niedersachsen ausgezeichnet und 2024 rezertifiziert, welche besonderen Leistungen in der Demografie, Digitalisierung und Nachhaltigkeit würdigt.

Bildnachweise: REMONDIS; REMONDIS, Uwe Sülflohn


REMONDIS Industrie Service GmbH & Co. KG